Metanoia an Weihnachten

Ein paar Gedanken zu und über uns

Wir haben Advent und wir versuchen uns so gut es geht auf unser Weihnachtsfest 2021 vorzubereiten. Dieses Jahr sollte das Weihnachtsfest wieder so wie früher sein. Ein Fest der Besinnung, bei dem das Schenken nicht mehr so sehr im Vordergrund steht, sondern die Gedanken an unsere Liebsten, insbesondere an die, die nicht bei uns sein können, dass war letztes Jahr. Dieses Jahr sollte wieder ausgelassen gefeiert werden und alles nachgeholt werden, auf das wir lange verzichtet haben. Stattdessen schauen wir jetzt noch sorgenvoller und mit Schrecken in die Zukunft. Dieses Jahr sind wir zudem gespalten in Impfbefürworter und Impfgegner. Eine Minderheit versucht sich mit Gewalt und durch Verbreitung von falschen Daten Gehör zu verschaffen und das auf Kosten aller anderen. Durch Egoismus und falsch verstandenen Freiheiten gerät unsere Gesellschaft in sehr gefährliches Terrain.

Normalerweise ist der Advent als Zeit gedacht, in der wir uns besinnen, in der wir über uns und unser Leben nachdenken, wo wir Buße tun und innerlich Umkehren. Im griechischen wird dieses unter dem Begriff „Metanoia“ zusammengefasst. Und es ist tatsächlich dringend Zeit, dass wir alle mal innehalten und über uns, unser Verhalten und die sich daraus ergebenen Konsequenzen nachdenken. Hier einige Beispiele als Anstoß:

Wir singen zum Beispiel im Advent:  „Leise rieselt der Schnee. Still und starr liegt der See. …“. Aber wann haben wir das letzte Mal draußen richtige Stille erfahren? Unsere hohe Mobilität und unsere Bequemlichkeit erlauben keine Stille mehr. Ganz im Gegenteil: Unsere Autos werden immer zahlreicher, immer größer und damit auch immer lauter. Dies führt zu einen immer höher werdenden Spritverbrauch: Immer mehr PS, immer mehr Gewicht und immer mehr Fahrzeuge! Der CO2-Ausstoß im Verkehr steigt ununterbrochen weiter an und damit auch die Klimaerwärmung. Meine Kinder haben so gut wie noch nie Schnee und keinen zugefrorenen See in Wirklichkeit gesehen. „Leise rieselt der Schnee“ ist für sie ein wertloses und unverständliches Lied. Mir stellt sich dabei die Frage: „Warum brauchen wir so viele und so große Fahrzeuge überhaupt?“ Metanoia!

Das gleiche gilt für das Lied „O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie grün sind deine  Blätter. …“. Wer in unsere heiligen Wälder geht, der erstarrt bei dem Anblick. Der deutsche Wald war ein Mythos. Und jetzt ist insbesondere der Nadelwald durch Stürme, Borkenkäfer und große Trockenheit schwer geschädigt. Nächstes Jahr 2022 wird er weiter verschwinden. Weihnachten 2022 werden vermutlich mehr Nadelbäume in unseren Wohnzimmern stehen, als draußen in unseren Wäldern. Der Hauptgrund ist der längst laufende Klimawandel, der den Borkenkäfer und der Trockenheit beste Bedingungen verschafft. Damit wird leider auch ein anderes sch(m)erzhaft abgewandeltes Weihnachtsgedicht wahr: „Von Drauß vom Walde komme ich her. Und ich muss euch sagen: Bald wächst da gar nichts mehr!“. Aber wir sehen keinen Grund unser Verhalten in Frage zu stellen und zu ändern. Metanoia!

Zu Weihnachten kommt bei den meisten von uns der Festtagsbraten auf den Tisch. Häufig eine Gans. Hauptsache sie ist schön groß und billig. Aber wer interessiert sich dafür, wie diese Tiere vorher gelebt haben und was sie ertragen mussten? Wir machen die Augen zu! Wer macht sich Gedanken darüber, unter welchen Bedingungen und Druck Landwirte ihre Erzeugnisse und Tiere aufziehen müssen. Insbesondere der Klimawandel verschärft den Aufwand. Auch an die Bedingungen der Erntehelfer und Schlachter denkt keiner. Tönnies gab letztes Jahr einen kleinen Einblick ins Schlachtgewerbe und wie die Mitarbeiter prinzipiell behandelt werden. Geändert hat sich seit dem fast gar nichts. Wo ist unser ethisches Gewissen geblieben? Metanoia!

In Deutschland leben viele Menschen von unterbezahlten Jobs. Jobs, die für unsere Versorgung und Logistik extrem wichtig sind. Dazu gehören Pfleger, Krankenschwestern, Feuerwehrleute, Polizisten, Lehrer, Erzieherinnen, Paketzusteller usw.. Und wie behandeln viele von uns diese Menschen? Viele sehen in ihnen Dienstleister, die nach ihrem Willen springen müssen, weil wir sie ja schließlich dafür bezahlen. Gerade jetzt im Dezember, über Weihnachten und Sylvester und den kommenden Monaten werden viele Krankenschwestern, Pfleger aber auch Ärzte wieder verzweifelt um das Leben unserer Freunde und Familienangehörige im Krankenhaus kämpfen anstatt zu Hause zu sein. Sie kämpfen an vorderster Front gegen Omikron/COVID19 und riskieren dabei ihre eigene Gesundheit und die ihrer Angehörigen. Auch werden sie zweifellos viele traumatische Erfahrungen machen, wenn sie quasi hilflos zusehen müssen, wie sie Patienten verlieren. Insbesondere wenn die Patienten jung sind oder wenn per Triage über Leben und Tod entschieden werden muss. Und warum? Weil einige von uns die Ratschläge der Wissenschaftler und die Anweisungen der Behörden nicht befolgen. Weil wir nicht bereit sind auf unsere Traditionen und Gewohnheiten zu verzichten. Weil viele sich aus egoistischen Gründen und falsch verstandener Freiheit nicht impfen lassen. Metanoia!

Am Heiligen Abend feiern wir die Geburt Jesu. Jedes Jahr hören wir die gleiche Geschichte: Wie die hochschwangere Maria mit Josef nach Bethlehem kam. Es war bitter kalt und niemand wollte sie aufnehmen. In ihrer Not haben sie letztendlich einen Stall gefunden, wo unser Erlöser unter ärmlichsten Bedingungen geboren wurde. Heute feiern wir dieses Ereignis in unseren mollig temperierten lichterfrohen Wohnungen bei einem herrlichen Festessen und vielen Geschenken. Und was geschieht zur gleichen Zeit in meinen und in unser aller Namen? Tausende Flüchtlinge leben in Griechenland unter widrigsten Bedingungen in Zeltstädten. An der Grenze zu Polen sind sie hilflos bei bitterer Kälte im Wald zwischen der Diktatur Weißrusslands und der EU-Bürokratie gefangen. Viele von ihnen, insbesondere zahlreiche Kinder, sind sehr schwer durch ihre Erfahrungen traumatisiert. Sie finden kein Erbarmen bei uns und wir lassen sie dort in einer ausweglosen Lage am Rand der EU zurück. Es geht aber noch schlimmer: Neue Flüchtlinge, die über das Mittelmeer kommen, egal ob schwanger oder mit Kindern, werden wieder aufs offene Meer hinausgezogen und sich selbst überlassen, damit sie uns bloß nicht zur Last fallen. Wo wären wir heute, wenn man Maria und Josef damals so behandelt hätte? Wir geben hunderte von Milliarden Euros zur Rettung von Konzernen aus, deren Untergang wegen falscher Geschäftsmodelle nicht mehr verhindert werden kann. Aber es gibt kaum Geld oder Hilfen für Menschen, die hochgradig in Not sind und dringend Hilfe brauchen. Die Flüchtlingslager sind viel schlimmer als damals der Stall in Bethlehem. Und wir schauen fast alle weg und lassen Griechenland und Polen allein in der Verantwortung. Es geht uns scheinbar nichts an, weil es weit weg ist. Dabei liegt eine Hauptursache für die Flucht der Menschen im Klimawandel, den sie selbst nicht verschuldet haben, sondern wir mit unserem extravaganten Lebensstil. Metanoia!

Wir sind zu Recht stolz auf unsere Demokratie. Demokratische Regeln sind die Basis für Meinungsfreiheit, gleiches Recht für alle und Mitbestimmung. Aber haben wir diese Regeln wirklich verstanden? Wir alle kennen unsere Rechte sehr genau. Aber wer erinnert sich noch an die damit verbundenen Pflichten? Zu jedem Recht gibt es auch eine Pflicht! Das Recht auf Freiheit (Glauben, Meinung, Reisen) bedeutet auch, dass ich verpflichtet bin, bei anderen die gleichen Freiheiten zu respektieren. Das geht soweit, dass ein Afrikaner, Chinese oder Südamerikaner die gleichen Rechte hat wie wir. Alleine daraus ergibt sich schon, dass unser verschwenderischer Lebensstil nicht zu rechtfertigen ist. Außerdem versuchen wir selten die Intentionen von Regeln und Gesetzen zu verstehen, sondern wir suchen bei ihnen Lücken, die wir zu unserem Vorteil ausnutzen können um unliebsame Gesetze und Regeln zu umgehen. Deswegen versinken wir immer mehr in Bürokratie und Entscheidungen brauchen eine Ewigkeit. Häufig wollen wir das Maximum nur für uns persönlich herausholen und sind immer weniger bereit zu Kompromissen und Konsensen. Aber so funktioniert eine Demokratie nicht, sondern bewirkt das genaue Gegenteil. Wir brauchen dringend wieder mehr Gemeinschaftssinn, Verantwortungsbewusstsein und Toleranz. Metanoia!

Dieses sind einige wenige Beispiele warum wir dringend über unsere Einstellungen, unsere Ziele und unseren Lebensstil nachdenken müssen. Laut Bibel sind wir schon einmal von Gott aus dem Paradies vertrieben worden. Aber Gott hat uns eine neue Chance gegeben: Unsere Erde. Sie hat alles, was wir brauchen um auf ihr ein Paradies selbst zu erschaffen. Und Gott hat sie quasi in unsere Hände gelegt und sie uns anvertraut. Wir haben Wissenschaftler, die die Gesetze und Regeln der Natur erforschen und sie inzwischen gut genug verstehen, um uns klar sagen zu können was möglich ist und was nicht und mit welchen Konsequenzen wir zu rechnen haben. Wir haben Psychologen, Philosophen und Ethiker, die uns beraten können, was wir wirklich für ein glückliches, zufriedenes und erfülltes Leben benötigen. Wir haben exzellente Ingenieure, die auf den Naturgesetzen basierend neue Techniken, Maschinen, Bauwerke und Programme entwickeln können, die die Erkenntnisse der Psychologie und  Ethik umsetzen. Wir haben die Handwerker und Techniker, die diese Lebensbedingungen letztendlich realisieren können. Außerdem haben wir alle notwendigen Ressourcen. Letztendlich haben wir auch alle (Sozial-)Dienstleister um ein solches Leben aufrecht erhalten zu können. Und wir haben Gastronomen, Künstler, Entertainer usw. um unseren Lebensstil zu verschönern. Und dieses Paradies ist für alle Menschen im Einklang mit der Natur möglich. Alles was wir dafür zuerst tun müssen ist: Innehalten, Zuhören, Nachdenken und dann unsere Einstellungen und Lebensziele neu definieren. Dies entspricht einer inneren Umkehr, Zusammengefasst im Begriff „Metanoia“! „Metanoia for (our) Future“.

Frohe, besinnliche und gesunde Weihachten